Was ist ein “Salon Orchester”?

Ein Salonorchester ist eine Art kleines Ensemble, das in der Regel leichte Klassik, Unterhaltungsmusik und manchmal auch Volksmusik oder Jazz-Standards spielt. Der Begriff stammt aus der Zeit, als solche Musikgruppen häufig in Salons oder kleinen Konzertsälen auftraten.
Die Blütezeit war im 19. Jahrhundert, wobei sich um 1900 das Repertoire änderte. In der Zwischenkriegszeit wandelten sich sowohl Besetzung als auch Repertoire. Nach 1945 wurden Salonorchester seltener und galten gegen Ende des 20. Jahrhunderts als touristische Attraktion. Sie waren auch ein Forum für Musikerinnen und Dirigentinnen.

Die Anfänge des Salonorchester waren oft Klaviertrios (Klavier, Violine, Violoncello). Daraus entwickelten sich drei Standardbesetzungen: die Wiener Besetzung (u.a. Klavier, Violine, Violoncello, Flöte, Schlagzeug), die Berliner Besetzung (u.a. Klavier, mehrere Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Kornett, Posaune) und die Pariser Besetzung (u.a. Klavier, Violine, Violoncello, Flöte, Schlagzeug, Kornett). Um 1900 umfasste ein Salonorchester auch Streicher mit oder ohne Klavier.

Die Musikverlage boten spezielle Arrangements für diese Besetzungen an, und die Anzahl der Musiker variierte je nach Budget, Veranstaltungsort und Verfügbarkeit. Salonorchester konnten so groß wie ein Symphonieorchester werden. Der Kapellmeister hatte großen Einfluss auf die Interpretation der Musik.

Im frühen 19. Jahrhundert umfasste das Repertoire Symphoniesätze, Tanzmusik, Opernarien und später Salonmusik, Operetten und Schlager. Bei Auftritten in Kaffeehäusern oder Kurpavillons war das Programm oft zweigeteilt: zuerst Kunstmusik, dann Tanzmusik.

Die Verpflichtung eines Salonorchester war kommerziell motiviert, zum Beispiel zur Steigerung des Konsums in Gasthäusern oder zur Unterhaltung im Tourismus. Trotz mancher Kritik aus der Kunstmusikwelt waren Qualität und Vielseitigkeit der Salonorchester hoch.

Bedeutende Beispiele für Salonorchester waren die Ensembles von Johann Strauß Vater und Sohn. Strauß Vater war bekannt für seine Rolle als „Stehgeiger“, eine Tradition, die sein Sohn und später andere fortsetzten. Im frühen 20. Jahrhundert gab es auch Konkurrenten wie C. M. Ziehrer und andere, die eigene Salonorchester gründeten.

In den 1920er Jahren stieg die Zahl der Salonorchester, auch aufgrund der Musikerarbeitslosigkeit. Sie fanden Arbeit bei neuen Rundfunkanstalten und im aufkommenden Tonfilm. Salonorchester und Jazzkapellen waren in dieser Zeit eng verbunden, was sich in der Karriere von Musikern wie F. Jecha zeigte, der sein Salonorchester auf neue Tanzmusik spezialisierte.

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