Vom Smoking bis zur Tracht reicht seine Arbeitskleidung, und sein Spiel ist so vielseitig wie seine Garderobe: Der Trompeter Christoph Moschberger beherrscht alle Genres und fühlt sich auf der kleinen Clubbühne und im Studio genauso wohl wie im großen Konzertsaal oder Open-Air im Stadion. Dank seiner Vielseitigkeit ist Moschberger derzeit einer der gefragtesten Trompeter in der deutschen Musikszene und in einem Spektrum unterwegs, das von den Original Egerländer Musikanten bis „Sing meinen Song“ und BAP reicht. Angefangen hat der gebürtige Ortenauer im heimischen Musikverein.

Fußball war für Christoph Moschberger nie eine Option.In der Familie wurde musiziert und da seine Schwester im heimischen Musikverein in Diersheim schon Trompete lernte, lag es für ihn nahe, ihr nachzueifern. Doch als er im zarten Alter von acht Jahren seiner Trompete im heimischen Musikverein die ersten Töne entlockte, war die große Trompeterkarriere noch nicht absehbar. Der Start verlief vielmehr ausgesprochen holprig. Sein erster Lehrer erkannte zwar sein Talent, setzte jedoch auf eine Pädagogik, die Motivation und Spielfreude im Keim erstickte: Schüler, die nicht übten, wurden für den Rest der Stunde eingesperrt. Entfalten konnte sich Moschbergers Talent erst unter seinem zweiten Lehrer, Georg Weyerer, der Profi-Trompeter unter anderem bei Erwin Lehn und Ernst Mosch war. Mit Weyerer kamen nicht nur Motivation und Ehrgeiz zurück, vielmehr stahlen sich auch Jazz und Big-Band-Sound in sein Leben. Denn Weyerer nahm Moschberger schon als Teenager mit in seine semiprofessionelle Big Band und mit auf die Bühne. Und so kam es, dass der 13-jährige Moschberger bei einigen Konzerten von Maynard Ferguson in Süddeutschland im Vorprogramm spielte. Das Poster der kanadischen Trompetenlegende mit den Autogrammen aller Bandmitglieder hängt heute noch in seinem ehemaligen Kinderzimmer im Haus seiner Eltern. Von diesem Zeitpunkt an bekam er den Stempel „der Musiker“ aufgedrückt und spätestens mit 15/16 Jahren war ihm auch selbst klar, dass er die Musik zum Beruf machen wollte. „Obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie der Alltag eines Musikers überhaupt aussieht“, erzählt Moschberger. Erklärtes Ziel war ein klassisches Trompetenstudium, und mit diesem Ziel vor Augen nahm er zusätzlich klassischen Trompetenunterricht bei Johannes Sondermann in Freiburg. Seine Leidenschaft für andere Stilistiken ließ ihn dennoch nicht aus den Fängen, im Gegenteil. So zog auch der Jazz ihn immer mehr in seinen Bann. Er eignete sich dessen musiktheoretische Grundlagen an, erweiterte sein Hörspektrum und schärfte seine Klangvorstellungen. Und noch eine Vorstellung gewann an Konturenschärfe.

Das Leben als Musiker nimmt Konturen an

Noch vor dem Abitur trat Moschberger als Leadtrompeter ins Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg ein, tourte mit der Band durch China, Taiwan, Thailand und Malaysia und bekam einen ersten Eindruck vom Leben eines Berufsmusikers. In den nächsten Jahren sollte sich nicht nur dieser Eindruck konkretisieren. Immer klarer zeichnete sich für Christoph Moschberger auch die Entscheidung zugunsten eines Jazz-Studiums ab. Entscheidungshilfe bekam er durch seine Zeit beim Bundesjazzorchester unter der Leitung von Peter Herbolzheimer und Bill Dobbins. Lernte er dort doch Andy Haderer kennen – einen Trompeter, der, wie Moschberger sagt, nicht nur „mit allen Wassern gewaschen ist“, sondern auch als Professor für Jazz-Trompete an der Musikhochschule Köln tätig ist. Damit waren die Würfel gefallen. Moschberger ging fürs Jazz-Studium nach Köln. Schon während seines ersten Studienjahrs kam Moschberger über Andy Haderer zur WDR-Bigband, durfte dort regelmäßig einspringen und von den „alten Hasen“ lernen. „Das Zusammenspiel mit sehr guten und besseren Leuten ist die beste Schule, die man kriegen kann“, weiß Moschberger. „Im Hinblick auf Phrasierung, Stilistik und Sound kann man sich da viel abschauen.“ Mehr noch. Hat sich erst einmal eine Tür geöffnet, tun sich weitere auf. So war es auch bei Moschberger. Auf den „einen magischen Anruf“, wie er sagt, musste er nie warten. Er bekam Engagements bei anderen Rundfunk-Big-Bands, bei der Castingshow „Popstars“ und beim Deutschen Fernsehpreis 2010. Dort lernte er mit Rüdiger Baldauf eine weitere Größe in der Musikszene kennen, die für ihn zum Türöffner werden sollte. Über ihn kam es zu Engagements bei TV Total und den Heavytones und mit Baldauf und Haderer gemeinsam zu einem denkwürdigen Engagement bei Weltstar Barbra Streisand.

Inzwischen ist seine Referenzliste so lang, dass man sie unmöglich widergeben kann. Sie reicht von Andreas Bourani, Andreas Gabalier und Michael Patrick Kelly über Nena, Sarah Connor, die Söhne Mannheims und Silbermond bis hin zu Thomas Quasthoff und umfasst nicht nur alle Rundfunk-Big-Bands, sondern auch Orchester wie das Glenn Miller Orchestra, das Musikkorps der Bundeswehr und selbstverständlich die Original Egerländer Musikanten. Denn gleichwohl er sich in Jazz und Pop längst seine Sporen verdient und einen guten Ruf erarbeitet hatte, verlor er die traditionelle Blasmusik nie aus den Augen. „Von klein auf habe ich mich mit der traditionellen Blasmusik beschäftigt. Vor allem die tschechisch-mährische Blasmusik habe ich in meiner Jugend rauf und runter gehört und geradezu verinnerlicht“, erzählt er und schmunzelt: „Da kann ich jeden Ton mitsingen!“. Die Einladung von Ernst Hutter bei den Egerländer Musikanten mitzuspielen, war für Moschberger deshalb geradezu ein Ritterschlag. „Die Egerländer sind das Original, schlicht und einfach die Band in der traditionellen Blasmusik“, betont der Musiker. „Für mich war das eine unglaubliche Schule. Mit langen Antennen und großen Ohren bin ich zwischen diesen Musikern gesessen, die diese Musik seit 30 Jahren perfekt interpretieren und habe alles in mich aufgesogen, um genauso gut zu werden wie sie.“ Seit 2011 gehört er dazu, nimmt mit dem Orchester CDs auf und geht mit „Ernst Hutter & die Egerländer Musikanten – das Original“ regelmäßig auf Tournee. „Im März ist es wieder soweit“, freut sich Moschberger.

Aus jedem Engagement ergibt sich etwas Neues

Aktuell steht er jeden Tag im Studio, um für die neue Staffel von „Sing meinen Song“ Arrangements zu entwickeln und zu proben, bevor es Ende Februar zu den Aufnahmen nach Südafrika geht. „Wenn ich zwei Wochen im Studio nur mit Inears und ohne Publikum gespielt habe, dann freue ich mich wieder auf die Bühne!“. Auch das Engagement bei „Sing meinen Song“ ergab sich aus einem anderen. „Für einen Musiker ist das eine ganz natürliche Entwicklung. Man kennt sich, spielt zusammen und wenn die Chemie stimmt, ergibt sich immer etwas Neues.“ Qualität vorausgesetzt – aber die ist bei Christoph Moschberger ohnehin keine Frage. Und menschlich scheint Moschberger fast überall gut reinzupassen. 2007 kam er zunächst als Ersatzspieler zur Blassportgruppe Südwest, wurde dann festes Mitglied und fand dort in Axel Müller einen Bruder im Geiste, mit dem er Klangvorstellungen, die Auffassung von Pop-Musik und noch so manches mehr teilte. Als sich dieser gemeinsam mit Matthias Grosch daran machte, eine Bläsersection für „Sing meinen Song“ zusammenzustellen, war Moschberger mit dabei. Fünf Staffeln hat Moschberger inzwischen eingespielt und dabei viele Künstler kennengelernt, unter anderem Gregor Meyle und Wolfgang Niedecken. Und so kam wieder einmal eins zum anderen, und dass er mit beiden auf Tournee ging nicht von ungefähr. „Eigentlich habe ich immer nur das gemacht, worauf ich Lust hatte“, sagt Moschberger. Festlegen lassen möchte sich Moschberger nicht, denn Lust hat er auf fast alles: auf Big Band und die Egerländer Musikanten genauso wie auf Unterhaltungsmusik, Musicals und Popmusik. „Die Mischung macht es spannend. Mir würde definitiv etwas fehlen, wenn ich nur eine Sache machen würde.“ Jeden Tag in einem Orchester auf dem gleichen Stuhl zu sitzen und Dienst nach Vorschrift zu machen, das kann sich Moschberger im Moment nicht vorstellen. „Mein Musikerleben ist sehr bunt, da ist viel Abwechslung drin und das ist gut so. Mir wird sonst schnell langweilig!“. Die Kehrseite der Medaille ist das Leben aus dem Koffer. Seit dem Zivildienst ist er quasi auf Achse und gewohnt, unterwegs zu sein. „Ich bin manchmal regelrecht süchtig danach rauszukommen“, gesteht er. Auf einen Entzug muss sich Moschberger so schnell wohl nicht einstellen. Er ist guter Dinge, dass es für ihn so positiv weitergeht. Und die Erfahrung gibt ihm Recht. Das Festival „Woodstock der Blasmusik“ ist dafür das beste Beispiel.

Begegnung mit Folgen beim Woodstock 2017

Als „Woodmaster 2017“ hat Christoph Moschberger mit vielen verschiedenen Ensembles gespielt, auch mit dem „Blechhauf’n“, und dabei nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch den Sound gefunden, den er für seine erste Solo-CD gesucht hat – ein Projekt, mit dem er schon lange gleichsam schwanger ging. Dass er es ausgerechnet mit dem „Blechhauf’n“ realisiert, ist für Moschberger naheliegend. „Wir sind alle vom gleichen Schlag“, sagt er und genießt die „fruchtbare Zusammenarbeit“ mit den sieben Burschen aus Österreich. „Das ist genau der Klang, der mich am meisten berührt und mir einfach ein wohliges Gefühl gibt.“ Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Christoph Moschberger möchte noch nicht zu viel preisgeben und verrät nur so viel: „Alle meine Einflüsse sind da irgendwie mit drin: Virtuose klassische Trompetenklänge genauso wie jazzige Sounds und traditionelle Klänge.“ Alles andere wäre für den vielseitigen Trompeter auch nicht authentisch. Christoph Moschberger passt nicht nur in keine Schublade, er verweigert sich auch jedem Schubladendenken. Er ist nicht nur Lead-, Jazz-, Pop- oder Blasmusiktrompeter, sondern alles in einem und als solcher sehr gefragt. Deshalb denkt er praxisnah und findet es wichtig, als Musiker eine „genreübergreifende Identität“ zu entwickeln. „Ganz handwerklich gesehen sollte das Studium jeden befähigen, mit der Trompete seinen Lebensunterhalt zu verdienen“, findet er. Irgendwann möchte er diese Philosophie gerne an junge Nachwuchstrompeter weitergeben und mehr als Pädagoge tätig sein. „Das würde mir Spaß machen“, sagt er und berichtet von neuen Entwicklungen an privaten Hochschulen, die den Anforderungen der Praxis stärker gerecht werden.

Zukunft als Pädagoge

Seine Workshops begeistern schon heute Trompeter in Deutschland, Österreich und der Schweiz und bald auch in der BDB-Musikakademie in Staufen. Denn mit seiner Vielseitigkeit ist Christoph Moschberger genau der richtige Mann für „Trompete Total“. Im Dezember 2019 wird er erstmals im Rahmen des Intensivworkshops unterrichten. Und wer weiß, was sich daraus wieder ergibt. Eines ist sicher: Er wird dort vielen renommierten Bläserkollegen begegnen und früher oder später wird der eine oder andere für irgendein Projekt einen guten Trompeter benötigen und dabei an Christoph Moschberger denken. Der kann es gelassen angehen. Schon heute müsste das Jahr mehr als 365 Tage haben, um alles das machen zu können, wozu er Lust hat.

 


(Autor: Martina Faller | Erschienen in der Zeitschrift „blasmusik“ – Ausgabe Februar 2019 – Seiten 18 bis 20)