Die Geburtsstunde von Dorico war im Herbst 2012, als das Sibelius-Entwicklerteam bei Steinberg eine neue Heimat fand. Hier wurde die Chance genutzt, eine Musiknotationssoftware von Grund auf neu zu entwickeln und all die Dinge mit einzubeziehen und zu überdenken, die bei althergebrachter Musiknotationssoftware in der Kritik standen. Das Team um Daniel Spreadbury hat intensive Recherche zu bestehenden Notensatzkonventionen und Bedienkonzepten für eine neue Notationssoftware betrieben. Entstanden ist Dorico – das Musiknotationsprogramm der nächsten Generation.

Viele Komponisten und Arrangeure im Bereich der Blasmusik arbeiten seit vielen Jahren mit Notationssoftware und kennen den technisch mühsamen Prozess, beginnend bei der Noteneingabe, über das Erstellen von Einzelstimmenlayouts, das Erstellen einer zusammengeführten Dirigierpartitur, durch unendliches Bearbeiten, Klicken und Ziehen von Elementen, bis hin zu einer einigermaßen gut klingenden Demoversion als Mp3 aus dem Notationsprogramm. Bei den bisher auf dem Markt erhältlichen Musiknotationsprogrammen erfolgt das meistens mit mehreren Dateien desselben Projektes, da verschiedene Elemente in Partitur, Einzelstimmen und für die Wiedergabe unterschiedlich gehandhabt bzw. differenziert dargestellt werden müssen. Das ist umständlich, fehleranfällig und mit viel Arbeit verbunden. Die Wunschvorstellung aller Komponisten und Arrangeure ist die, nur noch die Komposition einzugeben und automatisch ein perfektes Partitur- und Stimmenlayout und eine sehr gut klingende Wiedergabedatei zu erhalten. Dorico kommt diesem Ideal ein großes Stück näher.

Design

Beim Design von Dorico wurde großer Wert darauf gelegt, dass ein komplettes Projekt in einer Datei verwaltet werden kann. D.h. in einer Dorico-Projekt-Datei befinden sich die Partitur, die Einzelstimmen und die Wiedergabeeinstellungen mit VST-Instrumenten. Desweiteren können in einer Projektdatei mehrere unabhängige Stücke, sog. Partien erstellt werden. Partien können z.B. die Sätze einer Suite sein, oder Nummern in einer Oper oder einem Musical, oder z.B. verschiedene Arbeitsblätter in verschiedenen Tonarten usw.

Dorico ist ein Ein-Fenster-Programm, in dem in den fünf Modi Einrichten-Schreiben-Notensatz-Wiedergabe-Drucken gearbeitet wird.

Im Modus Einrichten werden keine Notensysteme, sondern Spieler, die Instrumente spielen, eingerichtet. Hierbei unterscheidet Dorico zwischen Solo- und Ensemblespielern. Solospieler können das Instrument innerhalb einer Partie wechseln (z.B. Oboe auf Englischhorn) und Ensemblespieler (z.B. Klarinetten im Blasorchester) können Divisi-Notenzeilen haben. Der große Vorteil ist, dass diese Notenzeilen automatisch von Dorico verwaltet werden und nicht zusätzlich erstellt und ein- und ausgeblendet werden müssen. Ebenso können beliebig viele Layouts aus dem eingegebenen Notenmaterial erstellt werden. So ist es z.B. möglich, innerhalb eines Projekts einen Marsch sowohl im A4-Format als auch im Marschbuchformat zu erstellen.

Im Modus Schreiben stehen alle zu erwartenden Methoden der Noteneingabe zur Verfügung. Mauseingabe, Computertastatur, MIDI-Tastatur und Echtzeit-Midiaufnahme. Es ist sogar möglich, Noten in mehrere Notenzeilen gleichzeitig einzugeben.

Neu bei der Noteneingabe ist, dass prinzipiell keine Pausen mehr eingegeben werden müssen. Diese Aufgabe erledigt Dorico auf Basis des Metrums völlig automatisch. Noten werden anhand eines Zeitrasters in die Notenzeile eingegeben. So ist es auch möglich mit Open Meter zu arbeiten, Taktstriche zu löschen, freie Kadenzen usw. zu notieren. Ebenso können Noten nachträglich in ihrer Länge geändert und verschoben werden.

Das eigentliche Kernstück des Schreiben-Modus sind jedoch die Einblendfelder (engl. Popovers).

Hiermit lassen sich alle zu notierenden Elemente per Tastaturkürzel eingeben.  Diese Tastaturkürzel beginnen immer mit der gedrückten Umschalttaste. Danach folgt der Buchstabe des Werkzeuges für das jeweilige Element: beispielsweise aktiviert Umschalttaste-T das Tempowerkzeug und Umschalttaste-M das Werkzeug zur Eingabe der Taktart (Metrum). Mit Umschalttaste-D können Dynamiken eigegeben werden und mit Umschalttastet-K (Key) können Tonartvorzeichen erstellt werden usw.

Im Modus Notensatz ist es möglich Feineinstellungen der grafischen Elemente vorzunehmen, sollte dies notwendig sein. Der Wiedergabe-Modus sieht aus wie in einer Sequenzer-Software (z.B. Cubase). Hier werden alle Noten in einer sog. Piano-Roll-Darstellung angezeigt. Keine andere Musiknotationssoftware bietet diese Art der Darstellung und Bearbeitungsmöglichkeiten wie in einer Digital Audio Workstation. Eine wichtige Eigenschaft in diesem Zusammenhang stellt die Trennung zwischen notierten und gespielten Notenwerten dar. Das ist u.A. wichtig, um ggf. zu lang klingende Töne nur in der Audioausgabe zu kürzen, aber die Notendarstellung nicht zu verändern. Ebenso können auch alle Dynamikangaben, Anschlagstärken und Midi-Controller nachträglich bearbeitet werden, wie auch individuelle Wiedergabevorlagen der VST-Instrumente erstellt und abgespeichert werden können.

Zusammenführen zu einer Dirigierpartitur

Eine bahnbrechende Neuerung im Bereich Musiknotation ist das automatische Zusammenführen von Instrumenten der jeweiligen Instrumentengruppen (z.B. 1. Flöte und 2. Flöte, 1. – 3. Klarinette etc., Horn 1./3. und 2./4.). Das aufwendige Erstellen einer Dirigierpartitur, das normalerweise solange dauert wie das Schreiben einer Partitur selbst, erledigt Dorico mit nur einem Mausklick! So werden die gewünschten Instrumente automatisch in einer Notenzeile in der Partitur zusammengeführt, ohne dass etwas vorher bearbeitet werden muss. Alle Bezeichnungen, Notenhalsrichtungen, Pausen usw. werden automatisch berechnet. Dem zugrunde liegt ein äußerst komplexer Algorithmus, der diese Arbeit völlig automatisch erledigt. Selbstverständlich kann auch hier – sofern gewünscht – manuell eingegriffen werden, um etwaige Änderungen (z.B. die Halsrichtung bei Homophonie oder Beschriftungen u.v.m.) vorzunehmen.

Layout

In Dorico wird das Layout immer automatisch erstellt. So ist auch der Workflow in Dorico gestaltet, dass zunächst im Modus Schreiben alle Noten und weiteren Elemente wie Artikulationen, Dynamiken, Spielanweisungen, Tempi etc. eingegeben werden. Entsprechend der Voreinstellungen erstellt Dorico das Partitur- und Einzelstimmenlayout komplett automatisch.

Dorico arbeitet mit sog. Musterseiten, wie es von Desktop-Publishing-Software her bekannt ist. Auf diesen voreinstellbaren Musterseiten können beliebig Musik-, Text- und Grafikrahmen angeordnet werden.

Zusätzliche Transponierende Stimmen

Im Bereich der Blasmusik in Europa werden in manchen Ländern unterschiedliche Transpositionen und Schlüssel für verschiedene Instrumente benötigt (z.B. Be-Ne-Lux und Schweizer-Stimmen) Auch hier gibt es in Dorico eine Lösung. Es müssen nicht etwa zusätzliche Notensysteme mit den entsprechenden Transpositionen erstellt werden, sondern hierbei werden einfach zusätzliche Layouts erstellt und diese dann mit der entsprechenden Transposition und dem gewünschten Schlüssel versehen. Diese Layouts nehmen Bezug auf das Ursprungsinstrument in der Partitur, was wiederum bedeutet, dass etwaige Änderungen nur in einem Arbeitsschritt vorgenommen werden müssen.

Dorico Elements und Dorico SE

Neben der Vollversion Dorico Pro gibt es auch zwei abgespeckte Versionen: Dorico Elements und Dorico SE. Der Funktionsumfang dieser kleineren Versionen wird für viele Anwender ausreichend sein. Im Wesentlichen ist der nur Notensatz-Modus und die damit zusammenhängende Funktionalität der Pro Version vorbehalten. Dorico Elements ist auf 12 Spieler und das kostenfreie Dorico SE auf 2 Spieler beschränkt. Es ist aber möglich, alle Dorico-Projekte in den kleineren Programmversionen zu öffnen und abzuspielen und zu bearbeiten. Damit sind die kleinen Versionen von Dorico kostengünstige Alternativen, auch im pädagogischen Bereich.

Mehr Zeit für deine Musik

Mit Dorico spart man enorm viel Zeit. Im Prinzip gibt man nur noch Noten und die weiteren Elemente wie Dynamiken, Artikulationen, Spielanweisungen etc. ein und das Layout generiert das Programm von selbst. Für Partitur, Einzelstimmen und Wiedergabe ist nur noch eine Projektdatei notwendig. Änderungen wie Umformatierungen, andere Transpositionen, Erstellung von Particells und Stimmenauszügen etc. sind mit wenigen Klicks erledigt. Ebenso lassen sich anhand der Musterseiten auch beliebige Layout-Vorlagen abspeichern. Da sich alle Dorico-Projektdateien mit der kostenfreien Version Dorico SE öffnen lassen, ist es auch gut im Unterricht einsetzbar.

Ausprobieren

Dorico kann 30 Tage lang kostenlos ausprobiert werden. Die Software ist intuitiv und leicht zu erlernen. Ebenso stehen zahlreiche Hilfen zur Verfügung. So gibt es ein umfassendes deutsches Handbuch, das eine schnelle Online-Google-Suche ermöglicht. Im Dorico-YouTube-Kanal stehen dutzende von kurzen, hilfreichen Video-Tutorials zur Verfügung. Im Dorico-Forum besteht die Möglichkeit, sich nicht nur mit anderen Nutzern, sondern auch mit Mitgliedern des Entwicklerteams auszutauschen. Nicht zuletzt gibt es noch an jedem ersten Dienstag im Monat um 17h den Youtube-Livestream „Dorico-auf-Deutsch“, in dem Markus Hartmann Tipps und Tricks zu Dorico gibt.

Wenn Sie Dorico Pro dauerhaft nutzen möchten und eine Lizenz von Finale oder Sibelius besitzen, können Sie Dorico Pro zu einem günstigen Crossgrade-Preis erwerben. Sie können Ihre bisherige Software natürlich weiterhin benutzen.

 

Kostenfreie Dorico Praxis-Webinare bei Blasmusik Digital

Am 25.10.2020 und 8.11.2020 finden zwei aufeinander aufbauende Dorico Praxis-Webinare, jeweils von 10-12 Uhr, statt: